www.queen-of-metal.de - METAL WEBZINE

Inferno Festival 2024




Wie jedes Jahr ist das Inferno Metal Festival in Oslo auch heuer wieder der Place to be für alle Freunde extremmetallischer Klänge. Vom 28. bis 31. März zieht das Festival wieder Hunderte von Metalheads aus der ganzen Welt in die norwegische Hauptstadt, um gemeinsam mit unzähligen Bands ein etwas anderes Osterfest zu feiern. Jedes Jahr wartet das Festival mit einem abwechslungsreichen Line-up auf, das nahezu alle Genres des extremen Metal berücksichtigt. Und 2024? Das erzählen wir euch hier und jetzt!



 

Ostern hat für viele Menschen weltweit eine andere Bedeutung, doch für einen Teil der Metal-Szene ist sie mittlerweile untrennbar mit dem Inferno Metal Festival verbunden – und auch 2024 war keine Ausnahme. Für mich ist es inzwischen das 22. Mal, wenn ich mich nicht verzählt haben sollte. Und immer wieder kann ich erneut bestätigen, dass es eines der besten Festivals dieses Genres ist.

 

Vier Tage lang findet das Inferno Festival im Rockefeller/John Dee im Herzen von Oslo statt, wobei die Bands abwechselnd auf den beiden Bühnen spielen, was es theoretisch möglich macht, jede einzelne Band sehen zu können – was bei der Dichte an guten Bands nicht einmal weit hergeholt wäre. Doch obwohl dies zweifellos der wichtigste Teil des Festivals ist, stellen die Organisatoren zusätzlich jedes Jahr ein amtliches Rahmenprogramm auf die Beine, welches man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte. Da gibt es beispielsweise eine Black-Metal-Bustour, Gitarren-oder Drum-Workshops, Filmvorführungen, eine Tattoo-Messe, eine Kunstausstellung, eine Black-Metal-Auktion, einen Metal-Markt  - und vieles mehr!

 

Außerdem ist das Festival mit der Inferno Music Conference vergesellschaftet, die parallel zum Festival stattfindet und in diesem Jahr, wie immer, ein spannendes Programm zu bieten hat. Abgesehen von den „offiziellen“ Veranstaltungen gibt es auch die Möglichkeit, Oslo zu erkunden, darunter der obligatorische Besuch von Neseblod Records, bei dem es sich um das frühere „Helvete“ handelt. Das haben wir einige Jahre zuvor übrigens ausgiebig getan – drei Tage hintereinander haben wir uns jeweils drei Stunden bei Neseblod aufgehalten, weil es dort einfach so viele rare, großartige Dinge zu entdecken gibt.

 

Das Festival zieht ein sehr internationales Publikum an und bietet die Möglichkeit, alte Freunde zu treffen und neue zu finden – und das ist zweifellos ein Highlight! Wir haben in den vergangenen Jahren bereits Freundschaften mit Metalheads z.B. aus USA, Malta, Finnland, oder Mexico geschlossen. Um all dies zu ermöglichen, buchen die Organisatoren des Festivals jedes Jahr das Clarion The Hub Hotel am Osloer Hauptbahnhof, das während des Wochenendes mit Inferno-Postern dekoriert wird, das Personal Inferno-"Crew"-T-Shirts trägt und Metal über die Lautsprecher im Hotel und auch draußen spielt, was eine einzigartige Atmosphäre schafft – ein Save Space, in dem wir Metalhaeds uns zu Hause fühlen.

 

Doch nun zum wichtigsten Teil des Festivals – den Bands!

 

 DONNERSTAG

Nachdem wir am Donnerstag in Windeseile im Hotel eingecheckt und unsere Bändchen geholt haben, laufen wir zum Rockefeller, denn wir wollen uns den glorreichen Beginn des Festivals auf gar keinen Fall entgehen lassen.


 

Das Rockefeller/John Dee ist wie bereits erwähnt der Hauptaustragungsort des Festivals und ist mit seinen zwei Bühnen nahezu ideal für Veranstaltungen dieser Art. Dort gibt es die obige Hauptbühne mit Rockefeller und die kleinere Bühne unten im John Dee. Dort unten ist der Sound immer besonders gut (offenbar haben die einen sehr talentierten Hausmischer!), aber die Kapazität ist etwas beschränkt, so dass man am besten immer früh genug unten sein sollte.

 

Los geht’s mit den Doom-Metallern KONVENT auf der Rockefeller-Bühne. Die Band hatte uns vor zwei Jahren beim Festival bereits im vollen John Dee begeistert. Mit „Into the Distance“ legen die Dänen los und haben das inzwischen zahlreiche Publikum schnell auf ihrer Seite, während der Raum zu den doomigen Klängen „Never Rest“ bebt. Die Interaktion mit dem Publikum ist zwar minimal, und auch vor der Bühne ist wenig Bewegung, aber nichtsdestotrotz ist ein großer Teil des Publikums sehr begeistert. Mit „Pipe Dreams“ ist das großartige Set schließlich vorbei. Ein perfekter Start ins Festival!

 

Dänisch geht’s anschließend auch im John Dee weiter! NAKKEKNAEKKER (was tatsächlich so viel wie „Nackenbrecher“ bedeutet) schicken sich an, auf der kleineren Bühne den Opener zu geben. Obwohl die Band noch kein einziges Album veröffentlicht hat, werden sie von der Meute sofort abgefeiert – inklusive Moshpit und Wall Of Death! Musikalisch sind die Jungs eindeutigen im thrashigen Death Metal zu Hause. Mit ihrer Spielfreude und Energie hat man das bereits gut gefüllte John Dee in im Nu fest im Griff – was für ein Riesenspaß! Und ich bin mir sicher, dass die Dänen danach sofort ein paar neue Fans gewonnen haben!

Setlist NAKKEKNAEKKER

Putrified Blody Fluid

Horizon of Spikes

Shackled to a Corpse

Nephilim

Unholy Inquisition

Absorption

Face-Splitting Madness

Silo

 

Anschließend zieht es uns zurück zur Hauptbühne, denn dort stehen die Norweger von KEEP OF KALESSIN auf dem Programm. Majestätische Melodien verschmelzen sich mit rasenden Blastbeats und typischen Black Metal-Vocals. Die Trondheimer machen definitiv keine Gefangenen und begeistern uns mit Songs wie „Dark Divinity“, „Ascendant“ oder „Katharsis“. Feine Sache!

 

Nach einer kurzen Pause und ein wenig Socialising auf der Raucher-Terrasse auf dem Dach sind NORDJEVEL die nächste Band, die wir uns ansehen. Live sind die Norweger eigentlich immer eine sichere Bank und haben noch nie enttäuscht. Das Rockefeller ist bis auf den letzten Platz gefüllt und alle erwarten mit Spannung, was die Jungs mit uns vorhaben. „The Shadows of Morbid Hunger“ macht den Auftakt und die Band ist von der ersten Sekunde an voller Energie, vor allem Frontmann Doedsadmiral geht ab wie Schmidts Katze! Corpsepaint, Nieten und viel Pyrotechnik unterstreichen die düstere Atmosphäre, und als schließlich „Fenriir“ losbricht, gibt es vor der Bühne kein Halten mehr. Mit „Sunset Glow“ beendet man das grandiose Set schließlich und hinterlässt ein glückliches Publikum!

Setlist NORDJEVEL

The Shadows of Morbid Hunger

I djevelens skygge

Fenriir

Within the Eyes

Gnavhòl

Gnawing the Bones

Blood Horns

Of Rats and Men

The Funeral Smell

Djevelen i Nord

Sunset Glow

 

Diese Intensität wird anschließend auch im John Dee aufrechterhalten, als die brasilianische Band CRYPTA die dortige Bühne entert. Wie zu erwarten, ist der Raum wieder zum Bersten voll. Mit „The Other Side of Anger“ und „Poisonous Apathy“ starten die Mädels schließlich ihr Set. Die Band interagiert lebhaft mit dem Publikum und feuert eine Death Metal-Granate nach der anderen ins Selbige, wobei das Set mit „From the Ashes“ seinen Höhepunkt findet. Auch der Sound lässt keinerlei Wünsche offen. Top!




Setlist CRYPTA

The Other Side of Anger

Poisonous Apathy

The Outsider

Stronghold

Trial of Traitors

Under the Black Wings

Agents of Chaos

Lord of Ruins

From the Ashes

 

Während CANDLEMASS spielen, gönnen wir uns noch einmal eine kleine Pause, um pünktlich zu CATTLE DECAPITATION im John Dee zu stehen. Die Deathgrinder aus USA haben ihr aktuelles Album „Terrasite“ im Gepäck und enttäuschen uns nicht. Die Atmosphäre im erneut vollgepackten John Dee ist elektrisierend, und nach einem kurzen Intro bringt „Terrasitic Adaptation“ die tobende Meute sofort zum Kochen. Schließlich bittet Frontmann Travis Ryan die Fotografen, den engen Fotograben zu verlassen, da sie seiner Meinung nach „die Stimmung töten“. Songs wie „Scourge of the Offspring“ und „Dead Set on Suicide“ halten die Energie hoch, bis das Set mit „Kingdom of Tyrants“ seinen Abschluss findet. Definitiv einer der heutigen Publikumslieblinge!

Setlist CATTLE DECAPITATION

Terrasitic Adaptation

Scourge of the Offspring

Dead Set on Suicide

The Storm Upstairs

Bring Back the Plague

Finish Them

A Photic Doom

Mammals in Babylon

Time's Cruel Curtain

Pacific Grim

Kingdom of Tyrants

 

KAMPFAR sind die heutigen Headliner, die uns anschließend mit einer unglaublich intensiven Show sofort in ihren Bann ziehen. Von Anfang an bringen die Herren um den charismatischen Frontmann Dolk eine düstere, bösartige Atmosphäre in den Raum, doch es herrscht auch eine erhabene Stimmung, während Dolk mit dem Publikum zwischen den Songs immer mal wieder scherzt. Pyros, schwarzer Rauch und norwegische Fahnen verstärken die Atmosphäre dieses Auftritts noch einmal. Auf der Setlist wird quasi die gesamte Schaffensphase der Band berücksichtigt, aber ein absolutes Highlight war definitiv „Lyktemenn“ in der Mitte des Sets. Aber auch die Songs vom aktuellen Album „Til Klovers Takt“ funktionieren live super. Das nunmehr 30-jährigen Bandjubiläums wurde mit diesem Gig auf jeden Fall gebührend gefeiert, und statt nur Nostalgie zu verbreiten, zeigen die Norweger hier und heute, dass sie heute stärker und relevanter sind als je zuvor. Ein starker und verdienter Headliner!

 

FREITAG

 Am nächsten Tag sind wir wieder pünktlich im Rockefeller. Dort versammelt sich die Menge bereits erwartungsvoll vor der Bühne, als plötzlich die Lichter erlöschen und ein einzelner Spot auf einen Mann fällt, der die Grenzen des Alters scheinbar mühelos sprengt: ARTHUR BROWN, der selbsternannte “God of Hellfire”. Mit seinen inzwischen 82 Jahren betritt er die Bühne, doch von Altersmüdigkeit keine Spur. Gekleidet in sein ikonisches, flamboyantes Outfit und mit einem feurigen Helm auf dem Kopf, der an seine legendären Auftritte der 60er Jahre erinnert, zieht er das Publikum sofort in seinen Bann. Seine Stimme, kraftvoll und durchdringend, erfüllt den Raum, als er seinen Hit “Fire” anstimmt. Die Menge tobt, Hände recken sich in die Höhe, und ein kollektives Gefühl der Euphorie breitet sich aus. Immer noch energiegeladen tanzt der Musiker über die Bühne, interagiert mit dem Publikum und zeigt, dass er nichts von seiner einstigen Magie verloren hat. Visuelle Effekte und Pyros runden das ganze ab. Die Menge vor der Bühne indes ist begeistert und man kann mit Fug und Recht von einem absolut gelungenen Auftakt des nunmehr zweiten Festivaltages sprechen!









 

Direkt im Anschluss laufen wir ins John Dee, um den Auftritt von VORGA nicht zu verpassen. Mit ihrem präzisen, melodischen Black Metal ziehen die Jungs aus Deutschland das Publikum sofort in ihren Bann. Die Kombination aus intensiver Musik und visuellem Spektakel hinterlässt nicht nur bei uns einen bleibenden Eindruck. Ultraviolettes Licht bringt das UV-Corpsepaint der Musiker zum Leuchten und die Bühnendeko in Form eines großen, neonfarbenen Pentagramms ist zweifelsohne ein absoluter Hingucker. Da wir die Band vorher tatsächlich noch nicht kannten, sind wir umso beeindruckter – und als wir die Bandmitglieder später auf der Raucher-Terrasse treffen, gibt es von uns erst einmal ein Riesenkompliment, welches dankbar angenommen wird.

Setlist VORGA

The Black Age

Comet

Cataract Mind

Argil

Taken

Last Transmission

Fool's Paradise

Starless Sky

 

Als nächstes steht für uns eine Art Metal-Supergroup auf dem Programm: VLTIMAS, die aus David Vincent (Ex-Morbid Angel), Blasphemer (Ex-Mayhem) und Flo Mounier (Crytopsy) bestehen, entern um 18:00 Uhr die Hauptbühne. Mit ihrem schwarz angehauchten Death Metal haben die drei das Publikum schnell auf ihrer Seite. David Vincents markante Stimme bringt eindeutig Morbid Angel-Vibes ins Spiel, während Blasphemers präzise Gitarrenriffs und Flo Mouniers donnernde Drums das Fundament für diesen musikalischen Sturm bilden. Die Stimmung vor der Bühne ist entsprechend – Haare fliegen, Pommesgabeln ragen in die Luft und am Ende sind alle glücklich!

 

Im John Dee, welches wie immer gut gefüllt ist, schauen wir uns im Anschluss den Auftritt von UMBRA CONSCIENTIA an. Die Black Metal Band, in welcher Bandmitglieder aus Coasta Rica und Deutschland spielen, präsentiert heute ihr zweites Album „Nigredine Mundi“ und hat es mit düsteren Melodien, rasenden Gitarrenriffs und einer energiegeladenen Bühnenpräsenz ziemlich leicht beim Publikum. Diesen Namen sollte man sich unbedingt merken!

 

Die norwegischen Black Metal-Veteranen CARPATHIAN FOREST liefern im Rockefeller anschließend eine gewohnt solide Show, in der auch Hits wie „Black Shining Leather“, „Skjend hans lik“ und das Turbonegro-Cover „All My Friends Are Dead“ nicht fehlen dürfen. Die rohe Energie springt auch aufs Publikum über, welches die Jungs um Frontmann Nattefrost nach allen Regeln der Kunst abfeiert. Passt!

 

Ruhigere Töne stimmen indes die Post Metaller von SÓLSTAFIR an. Pünktlich 21:15 Uhr stehen die Isländer auf der Bühne und zeigen jede Menge Spielfreude, die alsbald aufs Publikum überspringt. Trotz der eher getragenen Songs geht selbiges nämlich ordentlich mit. Natürlich darf auch der Gänsehaut-Song „Fjara“ nicht fehlen, der für viele das absolute Highlight des Sets ist.  



Setlist SÓLSTAFIR

Ljós í stormi

Akkeri

Þín Orð

Rismál

Bláfjall

Fjara

Ótta

Goddess of the Ages

 

Der krönende Abschluss des Tages gehört den mächtigen GORGOROTH, deren gewohnter Live-Frontmann Hoest aktuell mit Taake auf Tour ist. Umso gespannter sind wir, wer heute Abend wohl den Posten am Gesangsmikro übernehmen wird. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, als Atterigner samt Band die Bühne entert und direkt mit „Bergtrollets Hevn“ loslegt. Die Norweger ballern uns eine Black Metal-Granate nach der anderen um die Ohren. Klar, Atterigner hat nicht die gleiche Bühnenpräsenz wie Hoest, aber musikalisch passt es trotzdem sehr gut – seine fiesen Vocals passen einfach perfekt. Da Atterigner bereits auf dem „Instinctus Bestialis“-Album gesungen hat, hoffen wir natürlich, vielleicht ein paar Songs von dieser Scheibe zu hören. Doch „Kala Brahman“ ist der einzige Song davon, bevor die Jungs ihr Set mit „Unchain My Heart!!!“ beenden. Starker Auftritt, auch wenn ich bekennender Hoest-Fan bin.

Setlist GORGOROTH

Bergtrollets Hevn

Aneuthanasia

Prayer

Katharinas Bortgang

Revelation of Doom

Forces of Satan Storms

Ødeleggelse og undergang

Blood Stains the Circle

Cleansing Fire

Destroyer

Incipit Satan

Krig

Kala Brahman

Unchain My Heart!!!

 

 

 

SAMSTAG

Den dritten Tag eröffnen SAOR, die pünktlich um 16:30 Uhr auf der Hauptbühne stehen. Die Band um den schottischen Multi-Instrumentalisten und Sänger Andy Marshall überzeugt mit ihrem ruhigen, atmosphärischen Mix aus Folk und Black Metal, der uns bei bestem Sound zum Träumen einlädt und uns in eine unfassbar gechillte Stimmung befördert. Besonders hervorzuheben ist der Song “Aura“. Ein weiteres Highlight ist „Tears of a Nation“. Gänsehaut garantiert! Frontmann Andy indes interagiert herzlich mit dem Publikum und betont, wie besonders es für die Band sei, auf dem Inferno spielen zu dürfen. Definitiv einer der Höhepunkte des Tages!

 

Behemoth haben bekanntermaßen schon häufiger auf dem Inferno gespielt, aber heute steht Frontmann Nergal mit seinem Nebenprojekt ME AND THAT MAN auf dem Programm. Da wir die Band auf dem Wacken Open Air 2022 leider verpasst haben, freuen wir uns umso mehr, als die Jungs pünktlich um 19:30 Uhr die große Bühne im Rockefeller betreten. Stilistisch bewegt man sich zwischen Folk, Country und Blues, Vergleiche mit Leonard Cohen, Tom Waits und Nick Cave sind nicht selten – und das trifft es meines Erachtens auch ziemlich gut. Bereits vom Opener „Run with the Devil“ ist das Publikum sehr angetan. Ein absolutes Highlight ist aber, als Nergal Sivert Høyem von der norwegischen Band Madrugada als Gastmusiker vorstellt, um den Song „Coming Home“ zu performen - und auch das Madrugada-Cover „Look Away Lucifer“ kommt sehr gut an. Beide Daumen hoch!

Setlist ME AND THAT MAN

My Church Is Black

Nightride

Run With the Devil

Burning Churches

White Faces

Angel of Light

Coming Home

Look Away Lucifer

Losing My Blues

 

Unten im John Dee schauen wir uns anschlie0end JO QUAIL an. Ebenfalls ein eher untypischer Act auf einem Extrem-Metal-Festival. Die Britin spielt auf ihrem E-Cello eine einzigartige Mischung aus klassischer Musik und Ambient und kombiniert das virtuose Spiel ihres Cellos mit innovativen Loop-Techniken. Ein wenig erinnert uns die Performance an die italienische Künstlerin Lili Refrain, die ebenfalls mit den erwähnten Loop-Techniken arbeitet. Ein sehr interessanter Gig, der einmal mehr unter Beweis stellt, dass auch Genre-untypische Acts auf dem Inferno ganz wunderbar funktionieren.

 

Als die norwegischen Schwarzheimer KHOLD anschließend im John Dee loslegen, ist klar: Das wird schon wieder ein richtiges Highlight! Auch wenn es zu Beginn ein paar technische Probleme bei „Vanviddfaren“ gibt, lassen sich die Norweger, die seinerzeit aus der Band Tulus hervorgegangen sind, davon nicht unterkriegen und überzeugen die Meute mit ihrem monotonen, von tiefen und harten Gitarren-Riffs dominierten Black Metal sofort. Auch die neuen Songs von der aktuellen Scheibe „Du dømmes til død“ werden vom Publikum ordentlich abgefeiert. Unfassbar gut - wie immer!

Setlist KHOLD

Vanviddfaren

Død

Apostel

Myr

Svart helligdom

Der kulden rår

Hundre ar Gammal

Skarpretter

Blod og blek

Galgeberg og retterbakke

Phantom

Skogens Øye

 

Im Anschluss begeben wir uns nach oben, wo BORKNAGAR ihr Set gerade mit „Nordic Anthem“ eröffnen. 1995 ursprünglich als Black Metal gegründet, sind die Norweger um Gitarrist und Bandgründer Øystein G. Brun inzwischen in progressiveren Gefilden unterwegs und haben mit ICS Vortex einen charismatischen Frontmann in ihren Reihen, dessen vielseitige Stimme mich schon bei Arcturus immer wieder beindruckt hat. Insgesamt liefern die Jungs wie immer eine solide Performance ab, während die Meute im gut gefüllten Rockefeller ordentlich mitgeht. Auf der Setlist steht ein guter Mix aus Klassikern und neuen Songs, so dass am Ende alle glücklich sind.

Setlist BORKNAGAR

Nordic Anthem

Up North

The Rhymes of the Mountain

Moon

Colossus

The Fire That Burns

Voices

Dauden

The Dawn of the End

Summits

Winter Thrice

 

DIMMU BORGIR feiern heute Abend ihr 30-jähriges Bandjubiläum und lassen es sich nicht nehmen, ein Old School-Set vom Allerfeinsten zu liefern. Dementsprechend vollgepackt ist das Rockefeller, als Shagrath und Co. um 23:30 Uhr mit „Raabjørn speiler draugheimens skodde“ vom ihrem Debut-Album „For All Tid“ starten. Es folgen „Spellbound (By the Devil)“ und „Entrance“ – ein absoluter Gänsehaut-Moment. Ich fühle mich zurück in die 1990er versetzt, als ich Dimmu Borgir das erste Mail live erleben durfte. Und wie ich die ersten drei Alben liebe! Auch der Gastauftritt der drei ehemaligen Bandmitglieder Tjodalv, Mustis and ICS Vortex bei „The Insight and the Catharsis“ bringt das Publikum zum Jubeln. Der Höhepunkt ist aber ohne Zweifel „Mourning Palace“, der größte Hit der Band, mit welchem dieser legendäre Gig seinen Abschluss findet. Welch ein unvergesslicher Abend - definitiv einer der besten Gigs des Festivals!

Setlist DIMMU BORGIR

Raabjørn speiler draugheimens skodde

Spellbound (by the Devil)

Entrance

The Insight and the Catharsis

Stormblåst

Dødsferd

The Chosen Legacy

Ætheric

Council of Wolves and Snakes

Dimmu Borgir

Fear and Wonder

Blessings Upon the Throne of Tyranny

Progenies of the Great Apocalypse

Mourning Palace

Inn I Evighetens Mørke

 

 

SONNTAG

Der vierte und letzte Festivaltag beginnt für uns im Johr Dee, wo die Schweden von DÖDSRIT ihr erstes Konzert in Norwegen spielen. Das 2017 gegründete Quartett spielt melodischen Black Metal, der von Gitarren dominiert wird, und packenden Melodien, die ebenso düster wie mitreißend sind. Teilweise sind sogar Heavy Metal-Vibes à la Iron Maiden spürbar, insbesondere beim Gitarrensolo am Anfang. Die Crust-Einflüsse aus frühen Tagen sind indes nicht mehr so stark vorhanden. Das schummrige Licht, das die Bandmitglieder nur schwach beleuchtet, trägt zusätzlich zur idealen Atmosphäre bei, die sich perfekt für die langen, intensiven Songs eignet. Vom Publikum werden die Schweden begeistert aufgenommen und auch uns gefällt es sehr gut! Ein perfekter Auftakt des letzten Tages!

 

Auch WINTERFYLLETH haben heute ihren ersten Auftritt auf dem Inferno. Die Band aus Manchester kombiniert atmosphärischen Black Metal mit Folk-Einflüssen und braucht weder Corpsepaint, noch eine große Bühnenshow, um die Fans sofort in ihren Bann zu ziehen. Sie überzeugen mit ihren epischen Songs, die von aggressiven bis hin zu atmosphärischen Momenten reichen, und sind dabei stets in der Lage, das Publikum zu hypnotisieren. Auf der Setlist stehen Stücke wie „A Valley Thick With Oaks“ oder „The Reckoning Dawn“ vom gleichnamigen Album. Mit „To The Edge of Tyranny“ hatten wir sogar noch das Glück, einen neuen Song präsentiert zu bekommen. Feine Sache!

 

Anschließend schauen wir uns PHANTOM FIRE aus Bergen an, die sich anschicken, die kleine Bühne im John Dee in Schutt und Asche zu legen. Die Norweger präsentieren hier und heute ihr zweiten Album „Eminente Lucifer Libertad“, das im letzten Jahr über das lokale Label Edged Circle Productions veröffentlicht wurde. Stilistisch würde ich die Band als eine Mischung aus Speed-, Thrash- und Black Metal beschreiben. Mit Songs wie „The Ninth Gate“ oder „Sweet Jezebel“ reißen die Jungs das Publikum von Anfang an mit und hinterlassen durchaus einen bleibenden Eindruck.

Setlist PHANTOM FIRE

The Ninth Gate

Mana

Sweet Jezebel

Ritual

Derive From Ash

Bloodshed

Return of the Goat

De Taptes Dans

Feed on Fire

The Bust of Beelzebub

 

Ebenfalls im John Dee stehen BELL WITCH auf dem Programm. Das Duo aus Seattle spielt äußerst minimalistischen Funeral Doom und schafft es tatsächlich, mit nur Bass und Schlagzeug eine Klanglandschaft von beeindruckender Intensität zu erzeugen. Der erste Song „The Clandestine Gate“ dauert alleine etwa eine Stunde und nimmt uns mit auf eine Reise durch unfassbar langsame Riffs und tiefe, resonierende Töne. Das Publikum ist wie hypnotisiert und man fällt fast in eine tranceartige Stimmung. Die Lichtshow indes ist eher dezent gehalten, mit gedämpften Farben und Schatten, was perfekt zur Musik passt. Für einige Besucher, so höre ich es später, ist dieser Auftritt eines der Highlights des Tages.

 

Oben im Rockefeller freuen sich unterdessen schon viele Fans auf das absolute Kontrastprogramm in Form von FINNTROLL, die mit ihrer Mischung aus Black/Death Metal und finnischen Folk/Humppa-Klängen immer ein Garant für eine ausgelassene Stimmung sind. Und auch diesmal enttäuschen uns die Trolle nicht im Geringsten. Vor der Bühne herrscht allerbeste Laune, die während des gesamten Gigs anhält. Besonders der Klassiker „Trollhammaren“ wird nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Sogar einige Crowdsurfer sind unterwegs, und als die Finnen ihr Set schließlich beenden, wollen die Fans sie am liebsten gar nicht mehr gehen lassen.

 

Eine weitere Band, die uns ebenfalls noch nie enttäuscht hat, ist KOLDBRANN aus Drammen. Zuletzt habe ich die Herren um Frontmann Mannevond 2014 in Berlin gesehen und freue mich daher ganz besonders auf die Norweger, die rohen Old School Black Metal vom Allerfeinsten spielen. Auf der Setlist stehen Songs aus der gesamten Schaffensphase der Band, vom ersten Demo bis zur aktuellen Single „Den 6. Massedød (Manna Fra En Annen Himmel)“. Aktuell arbeiten die Jungs übrigens an einem neuen Album, welches noch in diesem Jahr erscheinen soll. By the way ist es kaum zu fassen, dass KOLDBRANN mit ihrer mehr als zwanzigjährigen Bandgeschichte nie den Durchbruch geschafft haben, obwohl sie alle Voraussetzungen dafür hätten. Das Publikum ist jedenfalls begeistert und feiert die Norweger gebührend ab. Ein starker Auftritt, aber nichts anderes haben wir erwartet!

Setlist KOLDBRANN

Ingen Skansel

Et Uomtvistelig Falsum

I Unaturens Vold

Stridshoder av den 6. Massedød

Forstanden Seiler sin egen Sjø

Maskiner av Nihil

Fortapelse i Svovel og Helvetesild

Djevelens treskeverk

Opium Fields Forever

Totalt Sjelelig Bankerott

Inhumaniteer inngripen

 

Zum krönenden Abschluss des diesjährigen Inferno Festivals entern TAAKE (genau wie zwei Jahre zuvor) die Hauptbühne. Die Bergener um Sänger und Mastermind Hoest, der für seine beeindruckende Bühnenpräsenz berühmt ist, legen mit „Fra Vadested Til Vaandesmed“ los und liefern eine epische Show, in der auch Songs wie „Nordbundet“ oder „Myr“ (mit dem berühmten Banjo-Solo) nicht fehlen dürfen. Auch das aktuelle Album „Et hav av avstand“ (2023) wird mit „Denne forblaaste ruin av en bro“ und „Et uhyre av en kniv“ berücksichtigt. Zum Schluss gibt es mit „Nattestid Ser Porten Vid I“ noch einmal einen absoluten Klassiker, bevor das Festival leider (und wie immer viel zu schnell) vorbei ist.

Setlist TAAKE

Fra vadested til vaandesmed

Denne forblaaste ruin av en bro

Nordbundet

Et uhyre av en kniv

Hordalands doedskvad III

Myr

Hordalands doedskvad I

Nattestid ser porten vid I

 

FAZIT:

Alles in allem kann ich wie jedes Jahr sagen, dass die Veranstalter des Inferno Festivals mal wieder alles richtig gemacht haben. Das absolut hochwertige Line Up ließ keine Wünsche offen, so dass wirklich Fans nahezu aller extremmetallischen Genres voll und ganz auf ihre Kosten kamen.

Auch die Atmosphäre war wie erwartet unvergleichlich – das Hotel, all die lieben Metalheads aus aller Welt… und überhaupt!

 

Top: auf jeden Fall DIMMU BORGIR, knapp gefolgt von KAMPFAR, VORGA, ME AND THST MAN und TAAKE

 Flop: ich verstehe die Frage nicht!


 Wer es bis jetzt noch nicht geschafft hat, dieses wundervolle Festival mal zu besuchen, sollte das unbedingt nachholen. Wir werden zumindest im kommenden Jahr wieder dabei sein, komme was wolle!

 Skål!


IMPRESSIONEN





















Come To The SUMMER BREEZE Open Air!